Spendenschiffe fahren durchs Publikum

OZ – Fr., 26. Februar 2016, Dr. Lutz Werner

Spendenschiffe fahren durchs Publikum
Der Shanty-Chor Reriker Heulbojen sammelte 22400 Euro für die Seenotretter / Dafür gab es eine Auszeichnung
Rerik. 22400 Euro hat der Shanty-Chor Reriker Heulbojen seit 2010 bei seinen Auftritten für die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) eingesammelt. Spendengeld vom Publikum nach den Auftritten des maritimen Chors. Denn dann gehen gleich drei Sänger durch das Publikum – in ihren Händen halten sie die rot-weißen Spendenschiffchen mit dem roten Hanse-Kreuz und dem Schriftzug und Logo der Rettungsgesellschaft.
„Die Schiffe fahren durch die Wogen der Konzert-Besucher“, sagt Klaus Wolfert, der Vorstandsvorsitzende des Chorvereins Reriker Heulbojen fast ein wenig poetisch. Für so viel Engagement für die Seenotretter gab es jetzt eine Anerkennung. Jörg Westphal, der Leiter des DGzRS-Informationszentrums, kam vorgestern Abend zur Probe ins Vereinshaus des Chors in Rerik und überreichte zum Dank eine Ehrenurkunde der Gesellschaft.
„Die Mitglieder des Chors Reriker Heulbojen gehören zu den herausragenden Spendensammlern für unsere Gesellschaft. An den deutschen Küsten gibt es kaum etwas Vergleichbares. Dieses Engagement für unsere Arbeit ist etwas ganz Besonderes“, sagte Westphal und lud den Chor zu einem Besuch auf einem Seenotrettungskreuzer ein. Die Chor-Mitglieder sammeln seit vielen Jahren Geld für zwei ganz unterschiedliche Projekte: Das Geld, das bei ihren Adventskonzerten hereinkommt, geht vor allem an die Kinderkrebshilfe Rostock. Und bei den Auftritten vor den Urlaubern im Frühling und Sommer „fahren“ die Spendenschiffchen für die DGzRS durch das Publikum.
Klaus Wolfert mag um diese Aktivitäten gar kein großes Gewese machen. „Eigentlich ist das für uns selbstverständlich. Wir pflegen maritimes Liedgut, bringen es zu Gehör. Viele unserer Mitglieder sind Kinder der Küste. Und viele waren auf Handelsschiffen oder als Hochseefischer auf den Weltmeeren unterwegs oder haben noch immer ein Boot. Das passt eben zu uns“, sagt der „Kapitän“ der Heulbojen.
Für DGzRS-Mann Jörg Westphal ist das Engagement der Heulbojen für die Seenotretter keinesfalls selbstverständlich. „Mit dem Geld, das die Chormitglieder für uns gesammelt haben, kann man beispielsweise 20 Rettungs- und Überlebensanzüge oder 18 Rettungswesten mit Notfallsender kaufen. Sehr teure Ausrüstung, die für unsere Crew-Mitglieder auf den Rettungsbooten so etwas wie eine Lebensversicherung ist“, sagt er.
Die Seenotretter-Gesellschaft betreibt 54 Stationen an den deutschen Küsten – von Borkum bis Ueckermünde. 1000 aktive Retter seien in ständiger Bereitschaft, 800 von ihnen arbeiten im Ehrenamt. 2100 Einsätze gab es im vergangenen Jahr. Dabei wurden 540 Menschen aus lebensbedrohenden Situationen gerettet. Die Gesellschaft finanziert sich ausschließlich durch Spenden. 36 Millionen Euro hätten im Jahr 2014 zur Verfügung gestanden. 21 Millionen Euro davon kamen aus den Schiffchen, die an vielen Orten stehen, von Einzelspendern oder fördernden Mitgliedern. Der große Rest stamme vor allem aus Testamenten.
„Weil wir uns ausschließlich aus Spenden finanzieren, ist das Engagement von Sammlern wie den Reriker Heulbojen so wichtig“, hebt Jörg Westphal hervor.
Das sieht auch der Vormann der DGzRS-Station Kühlungsborn so. „Das Verhältnis zwischen den Chor-Mitgliedern und unserer Crew – das ist längst eine persönliche Freundschaft. Ein Treffen in der Adventszeit hat schon eine lange Tradition. Als wir im Sommer im Kühlungsborner Hafen den 150. Geburtstag der Gesellschaft feierten, gab es natürlich auch ein Konzert der Reriker Heulbojen. Sie tun viel für uns und das ist einfach großartig“, sagt Rainer Kulack.Shanty-Chor mit Tradition 41 Mitglieder hat der Shanty-Chor Reriker Heulbojen. Sie kommen vor allem aus den Ostseebädern Rerik und Kühlungsborn sowie aus Bad Doberan.