Singen in MV- ein Besuch bei den Reriker Heulbojen

Ältester Shanty-Chor in ganz Mecklenburg-Vorpommern: Die „Reriker Heulbojen“ haben jährlich bis zu 60 Auftritte europaweit.
Im maritimen Vereinshaus im Ostseebad Rerik schallen kräftige Männerstimmen durch den Raum. In ihren Shanties geht es um die Seefahrt, das weite Meer und um die Liebe. Seit 68 Jahren treffen sich hier einmal die Woche die „Reriker Heulbojen“ zum gemeinsamen Proben, Austauschen und Beisammensein.
Seit August 2008 hat der 65-jährige Horst Schirmer offiziell als Chorleiter den Taktstock in der Hand. „Das Besondere an uns ist der mehrstimmige Gesang“, so Schirmer. „A-Capella ist eine Vierstimmigkeit möglich.“ Dieser vierstimmige Gesang hat den Seemanns-Chor über die Landesgrenze berühmt gemacht. Deshalb werden die Shanty-Sänger auch durch das Ostseebad, die Kurverwaltung Rerik sowie durch die Touristik GmbH Kühlungsborn unterstützt. „Bei unseren Auftritten werben wir auch überregional für unsere Heimat“, erklärt Schirmer diese Unterstützung. „Wir haben im Fernwehpark ,Signs of Fame‘ im fränkischen Hof sogar ein eigenes Star-Schild“, berichtet er stolz.
Vereins-Vorsitzender Klaus Wolfert ist seit vielen Jahren bei den Heulbojen dabei. „Ich singe leidenschaftlich gern“, sagt er. „Mir gefallen auch die vielen Konzertreisen.“ Auf den verschiedenen Shanty-Chortreffen und Auftritten bundesweit steht der Gesang im Mittelpunkt. Wolfert wünscht sich, dass traditionellere Musik auch im Radio Platz findet. „Shanties höre ich leider viel zu selten“, sagt er. Deshalb wollte er aktiv werden, selbst singen, „um die Shanty-Tradition weiterzupflegen.“ Mit ihm sind mehr als 40 Sänger zwischen 40 und 86 Jahren bei den „Reriker Heulbojen“ aktiv. Das älteste Chormitglied, Jochen Renz, begeht demnächst seinen 87. Geburtstag. „Ich war selbst früher Chorleiter und halte dem Gesang bis heute die Treue“, so Renz.
Neben den wöchentlichen Proben und Vereinssitzungen fährt der Chor regelmäßig durch die Republik. „Das verbindet uns“, sagt Wolfert und betont den hohen Anteil an Benefizkonzerten. „Wir sammeln Spenden für soziale und kirchliche Einrichtungen der Region.“ Zuletzt wurde der Verein zur Förderung krebskranker Kinder Rostock und der Seenotretter, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, unterstützt.
Der Einsatz lohnt sich, denn zum 65. Chorjubiläum vor drei Jahren schaute selbst Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) in Rerik vorbei. „Ohne die Shantysänger wäre die musikalische Landschaft in Mecklenburg-Vorpommern weniger farbig – und die Auftritte im Ausland sind die beste Werbung für unser Land“, sagte er in seiner Festrede. „Singen sei eine besonders schöne Form der Traditionspflege und das Singen im Chor dabei die Königsdisziplin.“

Schweriner Volkszeitung, NNN
von Julia Hahnke

erstellt am 14.März.2015 | 16:00 Uhr