Shantychor bringt Weihnachtsflair von der Küste
FREIE PRESSE Annaberger Zeitung Mo., 20.12.2010
von Dirk Trautmann
ANNABERG-BUCHHOLZ — „Nur einmal noch nach Bombay“ zählt wohl eher nicht zu den Liedern, die der Besucher des Annaberger Weihnachtsmarktes
von einem Chor erwartet.
Oder doch – wenn die Sänger von der Küste kommen, der Chor die Reriker Heulbojen sind und der Klangkörper sich auf kleiner Konzertreise
durchs Erzgebirge befindet. Nach dem Auftritt in der Kreisstadt folgte gestern noch ein Konzert des dienstältesten Shantychors Mecklenburg-
Vorpommerns in der Kirche „St. Niklas“
in Ehrenfriedersdorf.
„Hierherzukommen war eigentlich eine spontane Idee“, erzählte Gerd Strübing, Vereinsvorsitzender der Reriker Heulbojen. Ein Chormitglied verbringe seinen Urlaub oft in
Ehrenfriedersdorf, und er habe den Vorschlag gemacht, zur Weihnachtszeit im Erzgebirge zu singen.
„Auch die große Bergparade am 4. Advent wollten wir uns ansehen. Davon haben wir schon viel gehört“,meinte der 55-Jährige. Die 30 Sänger
waren bereits am Freitag aufgebrochen und hatten auf ihrer Busreise „eine herrliche Winterlandschaft“erlebt. „So viel Schnee hat es bei uns lange nicht gegeben“, so Strübing.
Der Chor existiert seit 1947 und ist damit der älteste Shantychor Mecklenburg-Vorpommerns. Gegründet wurde er als Reriker Männerchor,
seinen Namen bekam er durch einen Höreraufruf des Senders Rostock. „Ich hoffe, wir klingen
nicht wie Heulbojen“, meinte Strübing lachend vor dem Auftritt.
Da drohte keine Gefahr. Souverän und stimmlich überzeugend ließen die Reriker Heulbojen die Waterkant im tiefsten Erzgebirge auferstehen,
sie sangen von Hamburg Altona und auch von Sankt Niklas, der ein Seemann war. „Das war ergreifend
und einfach schön“ , meinte ein Ehepaar aus Falkenbach.
Weihnachten werde auch bei ihm zuhause traditionell verbracht,verriet der Chorchef. Dazu kämen norddeutsche Spezialitäten auf den
Tisch: „Grünkohl mit Knacker oder Kassler, aber auch Karpfen oder Gans. Und zum Verdauen ein eisgekühlter Aquavit.“