Reriker Heulbojen feierten 60. (OZ vom 14.04.2007)

Logo Reriker Heulbojen e.V.
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Bei ein paar Runden Pfeffi wurde vor 60 Jahren der Shanty- Chor Reriker Heulbojen gegründet. Längst ist er einer der Besten in ganz Deutschland.

Von LUTZ WERNER / Ostseezeitung

Rerik. Er ist der dienstälteste Shanty- Chor in Mecklenburg- Vorpommern. Und der einzige im Land, dessen Sangeskunst auf so breiter Basis steht, dass im vierstimmigen Satz gesungen werden kann. Die Reriker Heulbojen feiern heute ihren 60. Geburtstag. Mit einem Jubiläumskonzert, das um 13.30 Uhr im Festsaal des Awo Sano- Feriendorfes beginnt und einem Sängerball am Abend an gleicher Stelle.

„Bojen markieren Positionen und weisen den Weg. Damit sie dies verlässlich tun können, brauchen sie eine Verankerung. Mit ihrer Heimat sind die Reriker Heulbojen fest verwurzelt, auch wenn sie mitunter dem in vielen Seemannsliedern besungenen Fernweh nachgehen, wenn man an ihre Auftritte in vielen Städten Deutschlands und im Ausland denkt. Der lange Weg dieses Shanty- Chors ist wirklich beeindruckend. Seit nunmehr 60 Jahren eröffnet er seinem Publikum einen Zugang zum Reichtum und zur Schönheit des maritimen Liedgutes“, schreibt Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Grußwort.

„Mit ihren Liedern haben sie dei Kulturlandschaft unserer Heimat nachhaltig geprägt“ – so steht es in der Grußbotschaft von Harald Ringsdorff, dem Ministerpräsidenten unseres Landes MV, an die Heulbojen.

Rund 50 Auftritte im Jahr haben die Reriker Heulbojen, die Gesang und Musik als Hobby betreiben- mit Leidenschaft und auf sehr hohem künstlerischem Niveau. „Ein solches Niveau jahrzehntelang zu halten,und sich musikalisch immer weiter zu entwickeln: Das ist nur möglich gewesen durch die kontinuierliche Arbeit unseres ersten Chorleiters Jochen Renz und seines Vizes Joachim Schultz. Sie vereinen auf glücklichste Weise hohes musikalisches Können und pädagogisches Geschick“, sagt Gerd Strübing. Der Wasserschutzpolizist ist als Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins gewissermasen der Organisationschef und Manager des Chores.

Renz (79) ist seit 61 Jahren als Chorleiter tätig,steht seit 50 Jahren als musikalischer Kopf an der Spitze der Heulbojen. Joachim Schultz (73) ist seit 40 Jahren Chorleiter. „Wenn der ganze Trubel rund um das Jubiläum vorbei ist, werden wir recherchieren, ob es Vergleichbares in Deutschland gibt. Ich habe das Gefühl, hier bahnt sich ein Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde an“, scherzt Strübing. Mit Horst Schirmer aus Bad Doberan steht jetzt allerdings ein Jüngerer bereit, um den Dirigentenstab zu übernehmen.

Lieder der Seefahrt, darunter viele wirkliche Shanties, die von den Seeleuten auf den Segelschiffen bei der schweren Arbeit gesungen wurden; Weihnachtslieder, Volkslieder, Klassik bis hin zu Beethovens ode „An die Freude“, mehr als 70 Titel haben die Heulbojen im Repertoire, ungezählte Male waren sie im Radio zu hören und im Fernsehen zu erleben. Ihre Auftritte führten sie auch schon zu weltweit bekannten Konzertstätten wie in die Frauenkirche in Dresden oder zum Adventssingen in das Wiener Rathaus. „Darauf sind wir sehr stolz. Aber unsere Wurzeln und das treueste Publikum haben wir in unserem Landkreis Bad Doberan“, sagt Strübing und verweist darauf,dass der Männerchor,der bei einigen Runden Pfefferminzlikör im April 1947 seinen Ursprung im damaligen Cafe Rohde in Rerik hatte, längst Mitglieder aus dem genzen Landkreis und Rostock hat. „Das ist eine gute und breite Basis. aber wer mitmachen möchte, kann an jeden Mittwoch ab 19.00 Uhr in unser Vereinshaus in der Professor Hamann-Straße 2 hineinschauen“, sagt Strübing. Betont aber auch, dass der Charakter des Chores als Männerchor erhalten bleiben soll.
Was wünschen sich die Sangesbrüder für die Zukunft? „Fast überall dort, wo wir auftreten, gibt es Konzertgärten oder Konzertmuscheln,in denen Sänger und Musiker vor Wind und Wetter geschützt sind.Ausgerechnet in unserer Heimatstadt Rerik vermissen wir so etwas schmerzlich. Es sollte endlich aufgehört werden,von einer Konzertmuschel nur zu reden. Sie sollte schnell gebaut werden“, so Strübing.