Seemannslieder erklingen zur Weihnachtszeit

Für hiesige Gefilde nicht alltägliche Weihnachtslieder erklangen in der Neustädter Michaeliskirche.
Diese hatten die Reriker Heulbojen vom hohen Norden mitgebracht.

Quelle: FREIES WORT Ilmenau 12. Dez.2024, Andrea Löchner

NEUSTADT. In diesem Jahr hatte sich der Rennsteigchor Neustadt für sein traditionelles Weihnachtskonzert Gäste aus dem Norden eingeladen. Bereits 2022 war ein Lehrerchor aus Bad Doberan im nahen Masserberg zu Gast gewesen. Die Chormitglieder hatten damals Kontakt zu einem Partnerchor aus Thüringen gesucht. Im „Rennsteig-Hotel“,in dem der Chor untergebracht war, kannte man Robert Witter gut, und so kam schnell ein Kontakt zustande. Robert Witter und der Chorleiter des Lehrerchores, Horst Schirmer, trafen sich, und damit war der Grundstein für eine neue Chorfreundschaft gelegt. Und so kam es, dass nun auch der Shanty-Chor aus Rerik in den Thüringer Wald reiste, da er ebenfalls von Horst Schirmer geleitet wird.

Die 28 Sänger der Reriker Heulbojen hatten unter der organisatorischen Leitung ihres Vereinsvorsitzenden Klaus Wolfert in Thüringen ein straffes Programm vor sich. Sie bereicherten mit ihren Auftritten nicht nur das Weihnachtskonzert in Neustadt, sondern auch die Konzerte in Saalfeld und Lauscha. Selbst auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt gaben sie am Samstag ihre Lieder zum Besten.

In der festlich und liebevoll geschmückten Michaeliskirche hatten sich um die 200 Besucher eingefunden. Neben den Chören sorgten die Junkertaler Alphornbläser an diesem Abend musikalisch für Abwechslung. Kerzen haltend schritten die Sängerinnen und Sänger des Rennsteigchors mit „Sind die Lichter angezündet“ in den Altarraum, was sogleich feierlich auf den Abend einstimmte. Es waren größtenteils traditionelle Weihnachtslieder, die Chorleiter Robert Witter mit seinem Chor präsentierte, teilweise mit instrumentaler Begleitung durch seine Frau Nadine an der Querflöte und Sohn Paul an der Cajón. Das Thema Frieden kam dabei in vielen Titeln zur Sprache.

Nach einer kurzen Pause war der Shantychor Reriker Heulbojen an der Reihe und präsentierte Seemanns-Weihnachtslieder, hatte aber auch ein Lied aus dem Erzgebirge mitgebracht, mit dem die Männer von der Waterkant das Publikum begeisterten – egal ob als Solisten oder in der Gemeinschaft. Begleitet wurden ihre Lieder auf dem Akkordeon, mit der Mundharmonika und mit Gitarrenmusik, was dem Ganzen noch eine zusätzliche seemännische Note verlieh. Die sympathischen Mecklenburger holten mit ihren Liedern ein bisschen Ostseefeeling in die Michaeliskirche nach Neustadt. Shantys sind Seemannslieder oder Arbeitslieder der Matrosen. Die Ursprünge der Shantys reichen lange zurück bis in Zeiten von Galeerensegelschiffen. Die Matrosen sangen gemeinsam zur Unterstützung und Koordination körperlich anspruchsvoller Arbeiten, die nur in gemeinsamer Kraftanstrengung erledigt werden konnten, zum Beispiel beim Lichten des Ankers, beim Segelsetzen, Einholen der Segel und Netze oder beim Be- und Entladen der Schiffe.

Die Reriker Heulbojen, die bereits 1947 gegründet wurden, pflegen diese ursprüngliche Gesangstradition und haben sich mit ihrem mehrstimmigen Gesang eine Besonderheit herausgearbeitet. Außerdem sind sie der dienstälteste Shanty-Chor in Mecklenburg-Vorpommern. So waren Lieder wie „Sankt Nikolaus war ein Seemann“, „Wiehnacht an de Waterkant“ und andere mehr am Rennsteig zu hören.

Anschließend präsentierte der Rennsteigchor neu einstudierte Stücke wie „Winter“ des bekannten und beliebten Komponisten Rolf Zuckowski oder „Eisblumen“ in Erinnerung an den großartigen Entertainer Udo Jürgens, als Chorsatz überarbeitet von Falk Bastigkeit und Robert Witter. Zum Abschluss sangen beide Chöre mit den Gästen gemeinsam „Oh du fröhliche“. In der so herbeigesungenen weihnachtlichen Stimmung konnten die Besucher den Abend gemütlich bei Rostbratwurst und Glühwein ausklingen lassen. Am Rande des Weihnachtskonzerts bekräftigten Robert Witter und Klaus Wolfert, dass sie diese Partnerschaft auch in Zukunft weiterpflegen werden. Bereits im März kommenden Jahres wird der Rennsteigchor seine Chorreise nach Bad Doberan antreten.